Welche Grenzen brauche ich?

Grenzen geben Schutz. Grenzen geben Raum.

Grenzen sind wichtig
Viele Nahestehende trauen sich nicht, Grenzen zu setzen. Sie wollen die betroffene Person schonen. Viele Nahestehende halten Dinge aus, die schwierig sind.

Zum Beispiel: 

  • Die betroffene Person wird unangenehm, wenn sie konsumiert hat.
  • Der Konsum löst Angst aus im Hinblick auf die Gestaltung der Zukunft (z. B. Familiengründung). 
  • Ein suchtkrankes Familienmitglied will bei Nahestehenden einziehen.
  • Die betroffene Person ist in einer massiven Abwärtsspirale. Es geht ihr immer schlechter. Sie will nichts unternehmen. 

 

Sie dürfen entscheiden, was Sie mittragen wollen. Sie dürfen entscheiden, was Sie nicht (mehr) mittragen wollen. Sie haben das Recht, zu sagen, was Ihnen unangenehm ist. Sie dürfen sich aus Situationen entfernen, die Sie belasten. Sie haben das Recht, zu sagen: «Ich halte das nicht mehr aus.» 

  • Grenzen setzen ist wichtig für Sie: Grenzen geben Schutz. Grenzen geben Raum. Grenzen erlauben, auch emotional Abstand zu nehmen. Abstand kann vielleicht helfen, wieder klarer zu sehen. Abstand kann helfen, auf eine klarere Art für die betroffene Person da zu sein. 
  • Ihre Grenzen können vielleicht bei der betroffenen Person etwas auslösen. Die betroffene Person nimmt Ihre Grenzen wahr. Vielleicht führt das dazu, dass sie etwas verändern wird. Aber in erster Linie sind Ihre Grenzen «Ihre Sache». Sie setzen sie, weil Sie diese brauchen. 

ACHTUNG: Wenn Kinder mitbetroffen sind, geht es nicht nur um einen selbst. Es geht auch darum, die Kinder zu unterstützen und zu schützen. Auch für Ihre Grenzen muss man einstehen.

« Ich schütze mich »

« Er behält seinen Alkohol. Er behält seine Schuldgefühle und seine schlechte Laune. Ich beschuldige ihn nicht. Aber wenn es mir nicht gut geht, dann gehe ich halt. Man muss sich schützen, sich unterstützen lassen. Und dem anderen überlässt man dessen Problem. »

Partnerin eines alkoholkranken Mannes

Über Grenzen sprechen
  • «Ich würde mich freuen, Zeit mit dir zu verbringen. Aber nicht, wenn du berauscht bist. Dann gehe ich wieder.»
  • «Wenn du dich im Ausgang betrinkst, ist das für mich unangenehm. Ich will so nicht mehr mit dir ausgehen. Ich möchte im Ausgang mit dir Spass haben.»
  • «Ich liebe dich. Aber der Konsum ängstigt mich. So kann ich mir nicht vorstellen, mit dir eine Familie zu gründen.», «Wenn sich an deinem Konsum nichts ändert, trenne ich mich.»
  • «Ich bin für dich da. Aber ich will dir kein Geld leihen. Ich will nicht zum Konsum beitragen.»
  • «Ich bin für dich da. Aber ich will dich nicht bei mir aufnehmen. Ich brauche meinen Raum. Dein Zustand beunruhigt mich zu sehr.»
  • «Du bist mir wichtig. Aber diese Situation überfordert mich.», «Ich will nicht mehr miterleben, wie du dich zugrunde richtest.»  

Zwischen Zuwendung und Distanzierung

Frauen engagieren sich in Beziehungen besonders stark. Sie denken wenig an sich selbst. Das kann eine Falle werden: Wenn Frauen in einer Beziehung leiden, erleben sie besonders viel Belastung. Sie erwarten von sich, zu helfen. Vor allem in Partnerschaften oder anderen nahen Beziehungen opfern sie sich oft auf.

Oft sind Männer besser in der Lage, sich zu distanzieren. Wenn sie in einer Beziehung leiden, grenzen sie sich eher ab. Sie haben weniger die Erwartung an sich, zu helfen. Das kann bedeuten, dass sie eine Beziehung schneller abbrechen. In einer Partnerschaft kann es sein, dass sie sich schneller trennen. Allerdings können Männer sich auch machtlos fühlen. 

Der Einzelfall kann immer anders sein. Es gibt Männer, die sich stark aufopfern. Etwa wenn sie ihre Rolle als Beschützer der Familie sehen. Es gibt Frauen, die sich stark abgrenzen. Beide Strategien sind nicht einfach «schlecht». Es ist eine Frage des Ausmasses.

Frauen und Männer können darüber nachdenken, wo sie stehen:

  • Frauen müssen sich eher fragen: «Welche Grenzen sind für mich wichtig?» – «Was will ich?»
  • Männer müssen sich eher fragen: «Will ich mich (doch noch) engagieren?» – «Will ich der Beziehung eine Chance geben?»
« Soll ich mich trennen? – Soll ich den Kontakt abbrechen? »

«PartnerInnen fragen sich manchmal: "Soll ich mich trennen?" Das ist ein möglicher Weg. Manchmal braucht es das, um selbst gesund zu bleiben. Manchmal braucht es das, um die eigenen Lebenswünsche zu verwirklichen. Eine Trennung muss nicht bedeuten, sich ganz abzuwenden. Beziehungen können eine andere Form bekommen.

Auch für Eltern, erwachsene Kinder, Freunde/Freundinnen kann sich diese Frage stellen: Wie kann und will ich den Kontakt gestalten? Wie viel Distanz brauche ich, damit es mir besser geht? Kann ich in Kontakt bleiben?»

Fachfrau einer Suchtberatungsstelle

Erleben Sie Gewalt?
Werden Sie bedroht?

Suchtmittelkonsum kann die Gewaltbereitschaft erhöhen. Wenn Sie von Gewalt betroffen sind, zögern Sie nicht, sich zu schützen. Rufen Sie die Polizei bei unmittelbarer Bedrohung. Wenden Sie sich an eine Fachstelle für Opferhilfe, um Unterstützung zu erhalten.